Zum zweiten Mal in Folge fand der Tag des Handwerks aufgrund der Coronapandemie nicht in seiner gewohnten Form statt, sondern digital. Allerdings durften bei der diesjährigen Auflage zumindest 100 Gäste tatsächlich mit dabei sein, während alle anderen die Veranstaltung über einen Live-Stream im Internet verfolgen konnten. Mit Festredner Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister des Landes NRW, besuchte erneut ein hochkarätiger Gast das Handwerk. Und der hatte auch noch mächtig viel Lob für das Handwerk im Gepäck. Kritik in Richtung Politik gab es hingegen von Seiten des Handwerks.
In seiner Begrüßungsrede räumte Kreishandwerksmeister Mickel Biere zunächst erst einmal mit der allgemeinen Auffassung auf, das Handwerk habe die Pandemie größtenteils unbeschadet überstanden: „Gerade der lange Lockdown von November bis April habe viele Gewerke immens leiden lassen“. Kritisch betrachtete er zudem die getroffenen Maßnahmen der Politik. Die Umsetzung der Coronahilfen sei schlecht gewesen, die Beantragung zu kompliziert und die Auszahlung zu schleppend. Die Öffnungsstrategie taufte er im gleichen Atemzug zu einer Schließungsstrategie und fügte an, dass diese nur schwer nachvollziehbar gewesen sei. Und nun kämen zu allem Überfluss auch noch mit der Materialknappheit die mittelbaren Folgen der Pandemie hinzu. Mittlerweile bezöge diese sich sogar nicht mehr nur auf Baustoffe. Maler bekämen keine Farbe, weil die Eimer fehlten. Türen könnten nicht geliefert werden, weil Verpackungsmaterial fehle, und wenn der langersehente und bestellte Stahl endlich einträfe, könne nicht gesägt werden, weil die Sägeblätter fehlten.
Biere bat in diesem Zusammenhang deutlich um politische Hilfe: „Wir brauchen Entgegenkommen bei öffentlichen Aufträgen, bei den Ausführungs- und Lieferterminen und wir brauchen auch nachträglich vereinbarte Preisgleitklauseln, um die Preisexplosion bei den Rohstoffen zumindest teilweise aufzufangen“. Das Handwerk als Stabilitätsanker und Motor der deutschen Wirtschaft habe Deutschland bereits in vielen Krisen am Laufen gehalten. Dass das in Zukunft auch so bleibe, dafür müsse sich die Politik nun einsetzen. Was sonst noch für eine sichere Zukunft fehlte, nannte der Kreishandwerksmeister gleich im Anschluss: „Wir brauchen Nachwuchs!“ Die Kreishandwerkerschaft unternehme viel auf diesem Sektor. Die hauseigene Ausbildungsoffensive „Folge deinem ich“ hatten die Handwerker dem Minister vor der Veranstaltung vorgestellt und großes Lob von dem Politiker für die vorbildliche Nachwuchsgewinnungsaktion erhalten.
Insgesamt erntete das Handwerk als wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Stütze des Landes große Anerkennung von Minister Laumann: „Das Handwerk trägt hier vor Ort und in ganz Nordrhein-Westfalen maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität und zur täglichen Versorgung der gewerblichen wie privaten Kunden bei. Ohne Handwerk würde unser Land stillstehen.“ Und daher sei die Nachwuchsgewinnung dieses Wirtschaftszweiges auch so enorm wichtig: „Es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass die Betriebe ausbilden“, so der Minister. Das Handwerk sei aber noch weiter gefordert, sich auch als Arbeitgeber noch attraktiver für die Beschäftigten zu machen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stelle für viele bei der Berufswahl heute einen entscheidenden Faktor dar. „Die Arbeitgeber sind hier gefordert, Antworten zu finden“, sagte Laumann. Und das nicht nur mit Sicht auf die Versorgung der kleinen Kinder, sondern auch später der eigenen, pflegebedürftigen Eltern.
Der Minister lobte zum Abschluss seiner Festrede das System der Dualen Ausbildung und die klare Struktur der Aufstiegsmöglichkeiten. Allerdings müsse noch einiges getan werden, um die Erlangung des Meisterbriefes noch mehr zu unterstützen. Das Ministerium werde sich beispielsweise um die überbetriebliche Ausbildung in den Lehrwerkstätten kümmern: „Sie müssen moderner und offener werden“. Mit Blick auf die Kreishandwerkerschaft freute er sich, dass diese hier in den kommenden Jahren Maßstäbe setzen wolle und große Investitionen plane.
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