Eine Veranstaltungsreihe der Kreishandwerkerschaft Pa- derborn-Lippe mit dem Namen „Handwerk vor Ort“ bringt Politik und Handwerk an einen Tisch. Im Mittelpunkt dabei immer die Frage, wie es den Handwerksbetrieben in der Region geht und wo diese Handlungsbedarf sehen. Jetzt war die Handwerksorganisation gemeinsam mit dem lip- pischen Landtagsabgeordneten Alexander Baer zu Gast bei der T & R Gebäudeservice GmbH in Lemgo. „Wir wollen in dieser Veranstaltungsreihe konkret von un- seren Firmen wissen, wo Probleme bestehen, damit wir sie zielgerichtet unterstützen können“, erklärt Andrea Heger- bekermeier, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Und damit die Probleme auch an ent- sprechender Stelle Gehör fänden, lade die Handwerksor- ganisation zu dem Gespräch auch immer einen Politiker ein. Landtagsabgeordneter Alexander Baer freute sich, dass die Wahl dieses Mal auf ihn fiel und er „direkt den Finger an den Puls legen konnte“. Ob der Fachkräftemangel ihm Sorgen bereite, will der Poli- tiker von Thomas Tovote, Unternehmenschef von T & R Ge- bäudeservice GmbH, wissen. „Wir haben keine Probleme, Personal zu finden. Wir sind als Arbeitgeber und Ausbilder vor Ort beliebt“, erklärt der Firmenchef selbstbewusst. Für seinen Status quo als Arbeitgeber unternimmt Tovote aller- dings auch viel und stellt Offenheit, Wertschätzung sowie Mitarbeiterbindung ganz oben auf die Prioritätenliste. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir nicht nur unsere Mitar- beiter, sondern auch deren Familien gut kennen“, führt er als Beispiel für seine Unternehmensphilosophie an. ... in Lemgo KH INSIDE (v. l.): Landtagsabgeordneter Alexander Baer, Andrea Hegerbekermeier, Nicole und Thomas Tovote Kein Verständnis hat Tovote allerdings für die gesell- schaftlich teilweise geringe Wertschätzung von Hand- werksberufen. „Eine Ausbildung im Handwerk hat Pers- pektive“, sagt er. Der Arbeitsplatz sei sicher, und wer sich weiterbilden wolle, habe alle Möglichkeiten dazu – bis hin zu einer Firmenübernahme. Das unterstreicht auch Andrea Hegerbekermeier und räumt mit einem weiteren Klischee auf: „Auf ein ganzes Berufsleben gerechnet, verdienen Meister auch gleich viel wie Fachhochschulabsolventen.“ Was ansonsten im Handwerk nicht rundlaufe, fragt Ale- xander Baer. „Der bürokratische Aufwand ist teilweise so hoch, dass dieser ohne personelle Aufstockung kaum noch zu stemmen ist“, antwortet Tovote. Gerade kleine und mittlere Handwerksbetriebe kämen hinter den Anforderungen gar nicht mehr her. Hier sei die Politik dringend gefragt, ent- sprechend gegenzusteuern. Und auch in puncto Fördermöglichkeiten für Handwerks- betriebe sei noch viel Luft nach oben. „Es fehlt hier zum einen einfach an konkreten Unterstützungen und zum an- deren auch an Übersichtlichkeit“, so Tovote, der sich als Unternehmer aber erst einmal selbst bei Investitionen in der Pflicht sieht, bevor er Fördertöpfe nutze. 27