Handwerk und Politik an einen Tisch bringen und über aktuelle Herausforderungen reden – das ist die Intention einer Veranstaltungsreihe der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, die nun zu Gast bei dem Handwerksbetrieb und Dienstleister W.Wellhausen GmbH & Co.KG in Lage war. Mit dabei Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge.

„Bürokratieabbau ist eines der wichtigsten Themen“, stellt Betriebsinhaber Will Wellhausen gleich zu Beginn des Gesprächs fest. Beispiele fallen ihm dazu reichlich ein. Etwa die jährliche Prüfung des Betriebs zur Durchführung der SP-Prüfung, die jährlich stattfindende Kalibrierungen u. Eichungen der Geräte oder auch den verpflichtenden und 140 Stunden umfassenden Lehrgang bei der IHK, den angehende Busfahrer als Bestandteil des Personenbeförderungsscheins absolvieren müssen. Nach eigener Aussage bestehen hierbei große Überschneidungen der Inhalte, die bereits Grundlage der Führerscheinprüfung in den Fahrschulen darstellten.

Statt bürokratischen Aufwand zu minimieren, bringen Berlin und Brüssel laufend neue Vorschriften und Regulierungen auf den Weg“, zeigt sich der stellvertretende Kreishandwerksmeister Dirk Eilers enttäuscht. „Hier offenbart sich großes Misstrauen gegenüber dem Mittelstand“, ist er sich mit seinen Kollegen einig.

Ein weiteres auch im Handwerk heiß diskutiertes Thema ist das Bürgergeld. „Das stellt ein großes Hemmnis bei der Sicherung von Arbeitskräften dar“, Mitarbeiter hätten nach einer eingeführten freiwilligen übertariflichen Lohnerhöhung bereits signalisiert, weniger arbeiten zu wollen, um den Anspruch auf staatliche Unterstützung nicht zu gefährden. Gerade vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels sei das eine Entwicklung in die falsche Richtung.

Aktuelle Trends wie die viel diskutierte 4-Tage-Woche werden dabei zur zusätzlichen Herausforderung. Hauptgeschäftsführer Michael H. Lutter: „Wir diskutieren das Thema derzeit intensiv mit unseren Betrieben.“ Für manche Betriebe im Handwerk kaum umsetzbar, gibt Kreishandwerks- und Bäckermeister Mickel Biere zu bedenken: „Auch am Wochenende wollen die Menschen frische Brötchen.“

Die Wochenenden hat auch Will Wellhausen im Blick: „Schon jetzt fehlen Busfahrer. Eine 4-Tage-Woche in unserer Branche wird sich negativ auf die Abdeckung der Linienverkehre sowie Sonderfahrten von Gruppen und Vereinen auswirken, da einfach nicht mehr genug Arbeitskräfte zur Abdeckung aller Schichten vorhanden sind, prognostiziert er.

Es sei auch spürbar, dass die Politik immer weiter in den lokalen und nationalen Busverkehr mit eingreife, zuletzt medienwirksam durch die Einführung des 49-Euro-Tickets, welches die Verkehrsunternehmen zu akzeptieren hätten. Ein vollständiger angemessener Ausgleich für die entstehenden Einnahmeverluste sei dabei nicht immer garantiert.

Auch wenn am Ende der Gesprächsrunde Fragen offen bleiben, wollen die Teilnehmer der Runde den gelungenen Dialog weiter führen, um gute Rahmenbedingungen für das Handwerk zu gestalten. CDU-Politikerin Kerstin Vieregge: „Wir alle brauchen das Handwerk täglich und können uns auf die Handwerker verlassen. Das wird oft selbstverständlich gesehen, bedeutet aber für die Betriebe täglich vollen Einsatz“.

 

Foto-Unterzeile

Handwerk vor Ort in Lage –Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge im Dialog mit (v. links) Colin Wellhausen, Michael Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, Geschäftsführer Will Wellhausen, Kreishandwerksmeister Mickel Biere und seinem Stellvertreter Dirk Eilers.

 

Der letzte Besuch führte nach bad Salzuflen:

Handwerk vor Ort in Bad Salzuflen