Paderborn – Zu einer kontroversen Podiumsdiskussion hatte am vergangenen Donnerstagabend die Kreishandwerkerschaft in Paderborn geladen. Das allseits bekannte Personalproblem, oder vielmehr noch die Fachkäftegewinnung aus dem Ausland war Gegenstand einer diversen Runde aus regionalen Handwerksbetrieben, der Agentur für Arbeit, vertreten durch Herrn Hansmeier, dem Paderborner Bäckereibetrieb unter der Leitung von Frau Laufs, dem Dachdeckermeister Herr Raabe, dem Leiter der usbekischen Migrationsbehörde Bunyod Yuldashev und dem Bildungsträger SBH West mit ihrem Geschäftsführer Peter Niemann.
Moderiert durch den Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Michael H. Lutter wurden die Erfahrungen, Enttäuschungen und bisherigen Wege aus den Blickwinkeln kleiner und mittelständischer Betriebe zusammengetragen.
„Die Sprache ist der Schlüssel“ hielt Michael Lutter als immer wiederkehrende Forderung der Beiträge fest.
„Fachliche Vorkenntnisse sind zweitrangig, sondern die Motivation und der Wille einen Beruf lernen zu wollen“ wünscht sich Frau Laufs für Ihren Betrieb.
Einigkeit herrschte bei der Feststellung, dass auch in den kommenden 10 und 20 Jahren die fehlenden Fachkräfte nicht aus eigener Kraft gedeckt werden können.
Umso mehr war es Peter Niemann ein Anliegen die enge Kooperation des Bildungsunternehmens SBH WEST mit der usbekischen Migrationsbehörde und den bereits erfolgreichen Vermittlungen von Kraftfahrern für Logistikunternehmen vorzustellen: „Wir bereiten junge interessierte Kandidaten sprachlich noch in Usbekistan intensiv auf ihr neues berufliches Umfeld vor, während Einreisedokumente, Zertifikate und Visaanträge im Hintergrund ihren behördlichen Gang nehmen. Auch fachliche Qualifizierung kann neben dem Unterricht erfolgen. So dauert die Auswahl und Vorbereitung je nach Gewerk – ob Metall, Elektro, Logistik o.ä. – ungefähr 8 Monate.“
Was Usbekistan im Gegensatz zu europäischen Einreiseländern so herausragen lässt, schildert eine in diesen Tagen durch NRW reisende Delegation aus Usbekistan, vorgetragen durch Bunyod Yuldashev: „Wir haben eine sehr junge Bevölkerung, im Durchschnitt 27 Jahre alt, die wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten gezwungen ist ins Ausland zu gehen. Durch den nun herrschenden Krieg in der Ukraine fallen für die jungen Usbeken frühere Ziele, wie Russland und Südkorea, aus. Die deutsche Sprache wird an unseren Schulen als zweite Fremdsprache unterrichtet und so hat sich das Ausreiseziel auf Deutschland fokussiert.“
Sein mitreisender Landsmann Jamolidin Asamov präsentierte sich als Beispiel für eine gelungene Integration, da er nach 25 Jahren, lebend und arbeitend in Deutschland, keinen Wunsch mehr nach einer Rückkehr in seine Heimat verspüre.
Gerade für kleine Betriebe, die weder Zeit noch Kapazitäten haben, personellen Nachwuchs außerhalb deutscher Grenzen zu suchen, ist eine persönlich direkte, legale und zuverlässige Anlaufstelle wichtig, die ihnen Bewerbersuche, Anträge, Unterbringung und damit verbundene Kosten abnimmt.
Der gestrige Themenabend war nicht nur die Vorstellung eines neuen Modells, sondern auch die Möglichkeit, den eigenen Bedarf listen zu lassen. So beendete Michael Lutter den Abend mit einem Appell an den Mut der Betriebe und der Aussicht von dem Projekt auch weiterhin zu berichten.