Das Handwerk steht wie kein anderer Wirtschaftszweig für Nachhaltigkeit. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, regionales Engagement, Ausbildung von Fachkräften und kurze Wege gehören für viele Betriebe zum festen Alltag. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig und grundlegend damit zu beschäftigen. Denn in Zukunft könnten auch kleinere Unternehmen und speziell Handwerksbetriebe vermehrt zu ihrem Engagement in Sachen Nachhaltigkeit befragt werden. Grund dafür sind unter anderem neue europäische Standards für die Nachhaltigkeitsberichtserstattung.
Informationsveranstaltung zeigt praxisorientierte Ansätze
Wie sich Unternehmen bereits jetzt auf die Neuerungen vorbereiten können, zeigte eine Informationsveranstaltung der Abteilung Innovation der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe und der Wirtschaftsförderung Paderborn.Dort gab es für die teilnehmenden Unternehmen jede Menge praxistaugliche Einblicke in das komplexe Feld der Nachhaltigkeit. Das Referententeam rund um die Experten von InnovaKom erläuterten anschaulich, wie sich das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen methodisch und praktisch angehen lässt.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen dabei die Fragen, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet, wieso das Thema nicht nur große Unternehmen betrifft und wie eine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen aufgebaut werden kann. Anhand von praktischen Beispielen zeigten die Experten auf, welche Themenbereiche die Nachhaltigkeit umfasst und wie man diese systematisch im Unternehmen angeht. Zunächst, so die Experten, gehe es um die Ermittlung der relevanten Themen und Aspekte. Danach folge die Durchführung einer Wesentlichkeitsbewertung und im Anschluss daran das Ableiten von Nachhaltigkeitszielen.
„Die anschließende Diskussionsrunde zeigte, wie viele gute Maßnahmen bereits umgesetzt werden, aber auch wie viel Potenzial in den Unternehmen noch schlummert“, resümierten die Innovationsexperten der Kreishandwerkerschaft.
Umfrage des Innovationsdialogs identifiziert Treiber und Hemmnisse für nachhaltiges Wirtschaften in Handwerk
Der Innovationsdialog Handwerk in NRW hat Entscheider aus den nordrhein-westfälischen Handwerksorganisationen sowie der Partner des Handwerks aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu Treibern und Hemmnissen für nachhaltiges Wirtschaften in Handwerksbetrieben befragt.
Wichtige Treiber im Bereich Nachhaltigkeit
Laut der Umfrage sind dabei die wichtigsten Treiber im Bereich Nachhaltigkeit die Kundenanforderungen. Mit etwas Abstand folgen mit 48,9 Prozent die „gesetzlichen Vorgaben“ auf Platz zwei. Mit 44,7 Prozent belegt die „gesellschaftliche Verantwortung“ den dritten Platz. An vierter Stelle folgt die „Senkung der Betriebskosten“ mit 40,4 Prozent. Knapp 30 Prozent nennen die „stärkere Mitarbeitermotivation bzw. -bindung“ als wichtigen Nachhaltigkeitstreiber im Handwerk. Den „Zugang zu neuen Märkten“ und die „Anforderung von Kapitalgebern (z.B. Banken)“ sehen die Befragten mit jeweils 23,4 Prozent als mäßig relevant. Die „Anforderung von Lieferanten“ wird mit 10,6 Prozent als geringster Treiber der Nachhaltigkeit bezeichnet.
Welche Hemmnisse bestehen in punkto Nachhaltigkeit?
Deutlich einhelliger fallen die Antworten für Faktoren aus, die den Prozess hin zu nachhaltigem Wirtschaften in Betrieben hemmt. Hier werden „mangelndes Wissen“ sowie „mangelnde persönliche Ressourcen“ als die größten Hemmnisse identifiziert. Mit jeweils 57,4 Prozent liegen sie vor den „fehlenden finanziellen Ressourcen“ und der „fehlenden Zeit“ mit 51 Prozent. Außerdem geben 36,2 Prozent der Befragten an, dass „fehlende alternative Technologien“ der weiteren nachhaltigen Transformation in Handwerksbetrieben im Wege stehen und 23 Prozent bemängeln die „fehlende Beratungs- und Unterstützungsangebote“. Nur 8,5 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, „kein Bedarf“ für nachhaltiges Wirtschaften zu sehen. Als weitere Faktoren nennen die Teilnehmenden Kostensteigerungen, Bürokratie und fehlende Anreize.
Handlungsfelder, die Aufmerksamkeit benötigen
Nachhaltigkeit umfasst eine Vielzahl von Themen und Handlungsfeldern. Die Top-Themen des öffentlichen Diskurses decken sich dabei nicht zwingend mit den Prioritäten der Betriebe. Knapp 60 Prozent der Befragten wünschen sich aktuell einen noch stärkeren Fokus auf das Thema „Kreislaufwirtschaft“. Knapp die Hälfte der Befragten wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für die Handlungsfelder „Technologiemonitoring“ (48,9 Prozent) und „Fördermittel“ (46,8 Prozent). „Betriebliche Vernetzung über das Handwerk hinaus“ erhält knapp 40 Prozent, „Informations- und Berichtspflichten“ knapp 32 Prozent. 26 Prozent der Befragten nennen „nachhaltige Finanzierung“ als dringliches Thema. Wenig relevant sind nach Einschätzung der Befragten die Themenfelder „Unternehmenszertifizierung“ (10,6 Prozent) und „Produktdesign“ (4,3 Prozent).