Im Projekt InnoVET Bildungsbrücken OWL beschäftigt sich die Kreishandwerkerschaft mit den Herausforderung von Fach- und Führungskräftemangel. Um einen Einblick in den aktuellen Stand der Ausbildung in den Bau- und Bauausbaugewerken in der Wirkungsregion der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe zu erhalten, wurden im Jahr 2021 betriebliches Ausbildungspersonal, Ausbildungspersonal der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU), Berufsschullehrer sowie Auszubildende in einem zweistufigen Verfahren befragt. Die Ergebnisse zeigen, was in der dualen Berufsausbildung gut funktioniert und geben Hinweise, an welchen Stellen Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe bestehen.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Gewinnung von Auszubildenden für viele Betriebe in den Bau- und Bauausbaugewerken eine Herausforderung darstellt. Dies wird insbesondere der negativen öffentlichen Wahrnehmung des Handwerks zugeschrieben. Ebenso bieten die Lerninhalte, die Lernmethoden und die Rahmenbedingungen der Ausbildung ein Entwicklungs-potenzial, um eine hervorragende berufliche Ausbildung in den Bau- und Bauausbaugewerken anbieten zu können. Einen wichtigen Faktor stellt dabei die Zusammenarbeit der Lernorte Betrieb, Berufsschule und ÜLU dar. Die Antworten des betrieblichen Ausbildungspersonals zeigen, dass diese hauptsächlich bei Problemen und dringenden Angelegenheiten stattfindet. Lernortübergreifende Formate werden bisher kaum umgesetzt. Die Umfrageergebnisse geben somit einen ersten Einblick in den aktuellen Stand der beruflichen Ausbildung in den Bau- und Bauausbaugewerken und Hinweise zu Entwicklungspotenzialen. Diese werden im InnoVET-Projekt Bildungsbrücken OWL in zwei Maßnahmenansätzen aufgegriffen.
Lernträger Tiny House
Das Tiny House bietet als Lernträger im Bereich Bau- und Bauausbau die Möglichkeit, verschiedene innovative lernortübergreifende Lernmodule zu entwickeln und zu testen. Die Lernmodule adressieren zum einen Lernende und Lehrende der beruflichen Ausbildung. Zum anderen werden Lernende und Lehrende der akademischen Bildung adressiert. Zu verschiedenen Themen des Bau- und Bauausbaus werden sowohl Perspektiven aus der beruflichen als auch der akademischen Bildung zusammengebracht. Ziel ist der Austausch und die Vernetzung sowie das gemeinsame von- und miteinander Lehren und Lernen, um die Gelingensbedingungen lernortübergreifender Projekte zu identifizieren und dadurch neue Impulse für die berufliche Bildung zu generieren. Gleichzeitig soll mit den lernortübergreifenden Angeboten zu dem Ziel der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung und damit auch zur besseren öffentlichen Wahrnehmung des Handwerks beigetragen werden. Durch die gemeinsame Arbeit an theoretischen und praktischen Themen wird das gegenseitige Kennenlernen der jeweiligen Kompetenzen und Arbeitsweisen gefördert und Synergien angeregt.
Ausbildung im Betrieb
In den Bau- und Bauausbaugewerken ist der Betrieb ein zentraler Lernort der dualen Berufsausbildung. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, besteht auch an diesem Lernort Entwicklungspotenzial im Bereich der Lerninhalte und -methoden sowie der pädagogischen Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals. Um praxistaugliche Angebote für das betriebliche Ausbildungspersonal entwickeln zu können, ist es notwendig, die Ausbildungsprozesse am Lernort Betrieb im Vorfeld genau in den Blick zu nehmen und entsprechende Bedarfe zu identifizieren. Ziel ist es, dasbetriebliche Ausbildungspersonal zu qualifizieren, das Lernen der Auszubildenden im Prozess der betrieblichen Arbeit mit praxistauglichen Lernwerkzeugen zu unterstützen. Dies soll in einem Prototyp getestet und evaluiert werden. Darüber hinaus werden für die betriebliche Ausbildungspraxis im Handwerk relevante Themen aufgegriffen und allen Handwerksbetrieben in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Diese Vorhaben sollen dazu beitragen, den Lernort Betrieb qualitativ weiterzuentwickeln und damit die Attraktivität beruflicher Ausbildung im Handwerk zu verbessern.
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