Jury 2022
Der Wettbewerb „Die Gute Form“ im Tischlerhandwerk zeichnet exzellent gestaltete Gesellen-stücke aus. Der Innungsverbund des Gewerks richtet ihn alljährlich zunächst auf Innungs-, dann auf Landes- und schließlich auf Bundesebene aus. Auch die Tischler-Innung Paderborn zeichnet jedes Jahr ihre Gesellenstücke aus. Eine Jury bewertet neben den rein handwerklichen Kriterien Originalität, Design, Modernität, Funktionalität sowie die funktions- und materialgerechte Konstruktion. Der Wettstreit wird parallel zur eigentlichen Gesellenprüfung veranstaltet und soll dem Berufsnachwuchs schon früh die Bedeutung der Formgebung, also des Designs im Tischlerhandwerk, verdeutlichen.
In 2022 gab es nun einen Austausch in der Besetzung. Nach 20 Jahren wurde der selbstständige Architekt Michael Klosson aus der Jury verabschiedete. Großen Dank und Anerkennung erfuhr er durch den Obermeister Matthias Gerdesmeier und den Geschäftsführer Aloys Buschkühl, die ihm für die gute und lange Zusammenarbeit dankten.
Neu in der Jury ist ab sofort Laura Schlütz. Schlütz ist Mode-Textil-Designerin (BA) und selbstständig tätig mit eigenem Modelabel (Machart Manufaktur). Dort beschäftigt sie sich mit Zero Waste Fashion (verschnittabfallfreier Mode) und entwickelt neue innovative Ansätze in Richtung Nachhaltigkeit, die sich mit den Attributen Zeitlosigkeit, Minimalismus und Wertschätzung gut beschreiben lassen.
Designaspekte sind dabei natürlich täglicher Bestandteil ihrer Arbeit in der Kollektionsentwicklung. Form, Farbe, Funktion und Materialität stehen im Vordergrund bei der unkonventionellen Herangehensweise. Es werden Praktiken der klassischen Entstehung von Bekleidung infrage gestellt und konventionelle Kleidformen aufgebrochen. Das Ergebnis: Zeitlose, klassisch-minimalistische Kleidungsstücke, die über mehrere Größen und schnelllebige Trends hinweg, tragbar sind und somit lange im Kleiderschrank verbleiben.
Ihre Vision ist es, den Menschen die Wertschätzung von Bekleidung, die im Zeitalter von Fast Fashion stark in den Hintergrund gerückt ist, wieder näherzubringen. Kleidung, ethisches und ästhetisches und Umweltverträgliches Design miteinander zu verknüpfen. Daher beschränkt sie sich nicht nur auf die klassische Arbeit des Mode-labels, sondern bewegt sich auch im Bereich von konsumkritischer textiler Kunst und der Kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche. In von ihr konzipierten Upcyclingprojekten haben die jungen Menschen beispielsweise die Chance das künstlerischkreative Potenzial von abgelegter Kleidung herauszukitzeln und lernen ganz nebenbei noch, dass diese Kleidung nicht als Müll abgewertet, sondern als neues Kleidungsstück, Sitzmöbel oder Accessoire umfunktioniert werden kann. So leisten sie selbstwirksam einen ganz eigenen Beitrag hin zu mehr Nachhaltigkeit im textilen Bereich.
Laura Schlütz bringt somit eine andere Sicht auf Architektur und Zeitgeist mit in die künftige Bewertung ein, denn Jury-Mitglieder müssen nicht zwingend aus dem Tischler-Bereich stammen und sollen fachübergreifend und mit Affinität zur Gestaltung ihre Expertise mit einbringen. Mit Schlütz ist die Jury damit breiter aufgestellt und erhält damit auch andere Sichtweisen