Die Corona-Ausnahmeregelungen in Bezug auf das Insolvenzrecht sind zum 30. April 2021 ausgelaufen. Firmen müssen jetzt wieder bei Überschuldung und Zahlungsfähigkeit rechtzeitig einen Insolvenzantrag stellen. Allerdings halten sich viele noch mit diversen Hilfsprogrammen über Wasser. Darin sieht die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe insbesondere auch für die regionalen Handwerksbetriebe eine erhebliche Gefahr, die im Auftrag für diese Unternehmen tätig sind.
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Frühjahr pandemiegeschädigten Firmen ermöglicht, auf einen Insolvenzantrag zu verzichten. Seit Ende April gilt diese Ausnahmeregelung nicht mehr. „Trotzdem gehen viele Unternehmen aber derzeit davon aus, sie bräuchten keine Insolvenz anzumelden“, sagt Michael H. Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Es gebe immer noch zahlreiche Hilfsprogramme und Unterstützungsmaßnahmen wie auch die Kurzarbeit, die viele Unternehmen aktuell noch über Wasser hielten. „Mit einem sprunghaften Anstieg der Insolvenzzahlen ist daher momentan wohl noch nicht zu rechnen“, ist sich Lutter sicher.
Das sei allerdings eine trügerische Sicherheit. Denn sobald die Hilfsprogramme ausliefen oder spätestens, wenn es um die Rückzahlung gehe, werde sich schwarz auf weiß offenbaren, was eigentlich schon jetzt klar sei. „Die Insolvenzen werden auf diese Weise nur zeitlich verzögert“, befürchtet Lutter. Mit fatalen Folgen für all diejenigen, die in Geschäftsbeziehungen zu den betroffenen Betrieben stehen. Das betreffe unter anderem auch die Handwerksbetriebe, die im Auftrag für diese Firmen Aufträge erledigen und am Ende bei deren Insolvenz trotz erbrachter Arbeit in die Röhre schauen.
„Dann geraten Betriebe wieder in eine Schieflage, die Sie selbst nicht verschuldet haben“, so der Hauptgeschäftsführer. Solche Szenarien könnten gerade für die Bauhandwerke in einer kritischen Phase eintreffen. „Durch die aktuelle Rohstoffkrise fahren diese Betriebe derzeit ohnehin unverschuldet große Verluste ein. Aufträge können nicht abgearbeitet werden, da Material fehlt. Kunden springen aufgrund der hohen und unkalkulierbaren Preise ab. Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit geschickt werden“, schildert Lutter. Kaum vorstellbar, wenn dann auch noch die Aufträge nicht entlohnt werden, die tatsächlich umgesetzt werden konnten.